Ein Ensemble, das zur Hochform aufläuft, eine gehörige Portion Slapstick und witzige Regieeinfälle – so lässt sich in einem Satz der Premierenabend zusammenfassen, mit dem die Theaterfreunde Mittelneufnach – begleitet und angestachelt von reichlich Szenenapplaus – am Wochenende in ihre neue Bühnensaison gestartet sind. Mit einer pfiffigen Adaption des Klassikers „Der unheimliche Mönch“ aus der Feder von „Krimikönig“ Edgar Wallace bietet die Staudenbühne nicht nur eine temporeiche Bühnenunterhaltung par excellence, sondern auch Theater im Theater.
Das Theater im Theater
Noch während Erzähler Harald Glas das Publikum mit der Vorgeschichte der Handlung vertraut macht, legen fleißige Helfer hektisch letzte Hand an die Bühne, schaffen eilig noch fehlende Requisiten herbei und testen lautstark Licht und Ton.
Doch auch nach der Öffnung des Vorhangs nehmen die haarsträubenden Pannen kein Ende. Mal verschläft ein Darsteller seinen Einsatz, mal ist eine Rolle gleich doppelt besetzt, und mal muss Souffleuse Alexandra Zwerger bei einem längeren Texthänger mit kräftiger Stimme aus dem Off eingreifen. Ganz zu schweigen von kippenden Bücherregalen, abstürzenden Gardinen und einem immer wieder schief hängenden Bilderrahmen. Als dann auch noch, ausgelöst vom dicken Qualm einer Zigarre, der Rauchmelder anschlägt und die Feuerwehr die Bühne stürmt, sieht sich der genervte Spielleiter Gottfried Wenger genötigt, die Vorstellung zu unterbrechen, bis die Lage wieder unter Kontrolle und das heftige Wortgefecht hinter dem Vorhang beendet ist. Unbeeindruckt von all diesen peinlichen Zwischenfällen geht die schaurig-verwirrende Gänsehaut-Geschichte um den geheimnisvollen Mönch auf der Bühne weiter. Die Akteure lassen sich von den vielen kleinen Missgeschicken nicht aus der Ruhe bringen und legen für das Publikum auf der Suche nach dem nächtlichen Mörder eine falsche Fährte nach der anderen.
Die Geschichte hinter dem Stück
Es ist ein schillerndes Völkchen, das in diesen nebligen Novembertagen in dem abgelegenen Landgasthof Monkshall im englischen Hochmoor aufeinandertrifft. Der schrullige, mürrische Hotelier Colonel Redmayne (Kurt Reiser) und seine undurchsichtige Schwester Millie (Verena Kneipp) kümmern sich – mehr schlecht als recht – um ihre wenigen Gäste. Auch für Hausmädchen Mrs. Cotton ist Freundlichkeit und Gästeservice ein absolutes Fremdwort. Anna Weber gibt die russische „Perle“ mit einem scharfkantig-rachigen KGB-Zungenschlag, der seinesgleichen sucht. Chapeau! Der Golf spielende Junggeselle und Lebemann Mr. Goodman (Jürgen Baur hat das Theaterspiel nach kurzer Bühnenabstinenz nicht verlernt) lässt sich von dieser herben Gastfreundschaft nicht abschrecken. Ebenso wenig die etwas affektierte Mrs. Elvery (Heidi Happacher), ein wandelndes Archiv aller großen Kriminalfälle der letzten Jahre, die sich in Begleitung ihres verwöhnten Töchterchens (Kathi Wenger) für einige Wochen in Monkshall einquartiert hat. Sie gibt dem Scotland-Yard-Inspektor (Martin Zwerger) letztlich den entscheidenden Tipp. Fast noch mehr als mit der Sammlung von Indizien ist der Chef der Mordkommission den ganzen Abend damit beschäftigt, seine verbliebene spärliche Haarpracht über den kahlen Schädel zu verteilen. Kräftig unterstützt wird der Spürhund von seinen „Spürwelpen“, den doppelten Constables (Julia Mussak und Melanie Egger) aus dem Nachwuchslager der Mittelneufnacher Theaterfreunde. Robert Happacher alias Hotelgast Mr. Fane gibt den beschwipsten Bruder Leichtfuß, der jedem Rock nachstellt. Gewohnt professionell bewältigt er in dieser passgenauen Rolle des charmanten Schürzenjägers ein enormes Textpensum. Neu eintreffende Gäste sind der etwas abgerissene fahrende Händler Mr. Connor (Winfried Egger) und der suspekte Reverend Mr. Part-ridge (Magdalena Müller). Immer wieder reißen schaurige Orgelmusik und markerschütternde Schreie um Mitternacht die Bewohner des Gasthofs aus dem Schlaf. Schemenhaft wird ein zerlumpter Kapuzenmönch im Park gesichtet. Und jedes Mal liegt am nächsten Morgen eine Leiche in der Lobby des Gasthofs.
Weitere Mitwirkende auf und hinter der Bühne sind Lisa Dietmayer, Christina Graf, Dominikus Wenger, Bernhard Baur, Tim Dietmayer, Stefan Happacher, Andrea und Liesi Wenger.
(Vielen Dank für Text und Bild an Walter Kleber)